Anne Killat

seit 2021 Studiengang Process Painting of Intuitive Power bei Gabriele Musebrink, Akademie der bildenden Künste Kolbermoor

Meisterklasse „process painting of intuitive power” bei Gabriele Musebrink, Akademie der bildenden Künste Kolbermoor

seit 2021 „atelier 9A“ Ateliergemeinschaft mit Marina Sinjeokov Andriewsky, Hauptstraße 9a, 61273 Wehrheim

Mitgliedschaft beim BBK Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Frankfurt e.V.

Mitgliedschaft beim Frankfurter Künstlerclub e.V.

seit 2024 Mitgliedschaft beim Fotografie Forum Frankfurt
2019 – 2020 Künstlerisches Fotoakademiestudium
Akademie WennHeldenReisen, Dießen am Ammersee
seit 2019 Freischaffende Künstlerin, Rod am Berg
2010 – 2018 Selbständige Steuerberaterin, Frankfurt
1989 – 2010 Finanzverwaltung NRW, Köln, Düsseldorf
1986 – 1989 Fachhochschule für Finanzen, Nordkirchen

„Kunst bedeutet für mich Freiheit“

Anne Killats Kunst, ihre Fotografien und ihre Malerei, finden nicht in der plakativen, publicityorientierten Form statt, die wir heute oft in Galerien vorfinden. Sie greift nicht Gegenständliches, Bekanntes und Bewährtes auf und bringt dies in einer weiteren Variante in die Öffentlichkeit. Sie bildet nicht ab. Im Gegenteil. Man kann Anne Killats Kunst eher mit einem Zitat von Paul Gauguin umschreiben: „Ich schließe die Augen, um zu sehen“.

„Kunst bedeutet für mich Freiheit“ – diese Freiheit erleben wir bei Anne Killats Kunst im vielfachen Sinne und das macht ihr Werk so faszinierend und so bedeutsam. Nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit in der Welt der Finanzen, der Zahlen und Analysen, und nach zwei Wendepunkten in ihrem Leben, erlaubte sich Anne Killat vor einigen Jahren, auf ihre innere Stimme zu hören. Als freischaffende Künstlerin erarbeitete sie sich die Freiheit, nach der sie sich seit dem Tod ihrer Mutter im Alter von zwölf Jahren gesehnt hat. Seit diesem frühen Schicksalsschlag war Funktionieren gefragt, Ergebnisse und ein sicherer Beruf standen im Vordergrund.

Die Künstlerin Anne Killat nimmt sich die Freiheit, ihren ganz eigenen Weg sowohl in der Malerei als auch in der Fotografie zu gehen. Hier lässt sie sehr bewusst die Grenzen offen. Häufig erkennt der Betrachter nicht auf den ersten Blick: ist das Fotografie oder ist das Malerei. Sie selbst spricht auch von „gemalten Bildern“, unabhängig davon, ob die zugrundeliegende Technik Fotografie oder Malerei ist. Sie lässt sich dabei von sich selbst inspirieren, aber auch von Künstlern, die im Aufbruch waren, die selbst neue Wege gesucht und gefunden haben, wie Alfred Stieglitz, Hilma af Klint, Jackson Pollock, Lee Krasner, Emil Schumacher, Vasily Kandinsky, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin. Oder von Georgia O’Keeffe, die sagte „Das Verborgene publik machen, ist das Wichtigste“. Auch Anne Killat macht in ihrer Kunst Verborgenes sichtbar.

Freiheit bedeutet für die Künstlerin Anne Killat, dass Bilder entstehen, die sie nicht geplant hat. Für sie ist es die „Freiheit für das Relevante“. Indem sie nicht Gegenständliches abbildet, nicht konkret wird, schafft sie Werke von einer starken Prägnanz und Intensität, die den Betrachter einladen, sich in unserer von Schnelligkeit und Effizienz geprägten Zeit die Freiheit zu nehmen, innezuhalten, zu entschleunigen. Um dann zu erleben, was das Betrachten der Fotografie oder Malerei in ihm weckt.

Ausgelöst wurde diese künstlerische Sehnsucht nach dem Relevanten durch einen der Wendepunkte in ihrem Leben. Er machte ihr bewusst, dass sie wie auch die Gesellschaft „zu schnell unterwegs“ sind. Selbst die Corona Pandemie habe es nicht vermocht, die Menschen aus dem Hamsterrad des Lebens und Arbeitens zu befreien. Viele Menschen haben nach wie vor das Gefühl, etwas zu verpassen. Anne Killat befasst sich seit ihrer Jugend mit Krisen, Veränderungen, Wandel und Metamorphosen.

Veränderungen, aus denen man nicht ausbrechen kann, offenbaren sich in ihrer Kunst, wie z.B. das Waldsterben, der Klimawandel oder disruptive Veränderungen in der Gesellschaft, der eigenen Familie oder in persönlichen Lebensprozessen. Mit den Mitteln der Intuition und der Ästhetik. Ihre Fotografien entstehen intuitiv aus einem Impuls, einer tiefen inneren Berührung heraus – sozusagen aus innerer Notwendigkeit. „Die Motive begegnen mir und dann weiß ich aus einem inneren Impuls heraus: das muss ich jetzt fotografieren und ich erlaube mir dabei, in dem Moment nicht verstehen zu müssen, warum das Foto wichtig für mich ist“, so Anne Killat. Erst im zweiten Schritt beginnt die Künstlerin zu analysieren und zu verstehen, warum dieses Motiv für sie wichtig ist und welche Bedeutung es hat. Bei der Malerei ist es vergleichbar. Bei der Entstehung ihrer Bilder überlässt sie sich ganz ihrem Gefühl, arbeitet in einem meditativen Prozess aus ihrer Mitte heraus. Nichts muss sich entwickeln, alles darf, sie folgt dem, was sich durch sie ausdrücken möchte, greift Spuren auf, hat den Mut, etwas Entstandenes wieder vergehen zu lassen, aktiv zu zerstören und so im Verlauf des Malprozesses zu einem versöhnlichen Abschluss zu kommen.

Die Veränderungen, die häufig als negativ empfunden werden, und die Ästhetik bilden für die Künstlerin einen intendierten Widerspruch. Es sind diese Widersprüche, die zum Nachdenken einladen und anregen sollen. Anne Killat sagt heute: „Früher hätte ich möglicherweise Wutbilder gemacht. Heute ist es eher Versöhnung. Es lässt sich in allem Negativen auch etwas Positives erkennen und das, was daraus entstehen kann.“ So soll die Ästhetik auch helfen, abschließen zu können mit dem, was gewesen ist oder mit alten Denkweisen. Um offen zu werden für das, was dem Betrachter persönlich wichtig ist. Die Offenheit ihrer Bilder, ob Fotografie oder Malerei, ermöglicht dem Betrachter, seine eigenen Themen in den Bildern zu erkennen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, neue Wege zu beschreiten, und in eine Auseinandersetzung z.B. mit derzeitigen gesellschaftlichen Themen einzutreten.

(Christine Riedmann-Streitz)

 

6 Fragen von Christine Riedmann-Streitz an Anne Killat zu ihrer Kunst

Was bedeutet für dich Freiheit in der Kunst?

Freiheit in der Kunst bedeutet für mich, dass Fotografien und Bilder aus dem Bauch heraus entstehen dürfen, nicht zu planen was entsteht, einfach meinem Gespür, meiner Berührung zu folgen, in dem Vertrauen darauf, dass meine Ratio sie später in einen Kontext bringen wird, sie zu Projekten ordnen wird, die meine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Gegebenheiten und mit meiner persönlichen Verortung in der Welt aufzeigen.

Bei der Entstehung meiner Bilder überlasse ich mich ganz meinem Gefühl, arbeite in einem meditativen Prozess aus meiner Mitte heraus. Nichts muss sich entwickeln, alles darf, ich folge dem, was sich durch mich ausdrücken möchte, greife Spuren auf, habe den Mut, etwas Entstandenes wieder vergehen zu lassen, aktiv zu zerstören.

Ohne Kunst wäre dein Leben …?

… schön, aber ein Stück weit ärmer. Es würde mir ein wesentliches Element fehlen, um mich auszudrücken. Ein Beispiel dafür sind meine Arbeiten „CORONArographie“, „LebensWandel“ und „Spuren des Wandels“. Über Worte konnte ich nicht mitteilen, was das derzeitige Pandemiegeschehen mit mir macht – sie blieben immer auf einer analytischen Ebene mit wenig Erkenntnisgewinn für andere. Meine Bilder drücken aus, was diese Zeit auf der gefühlsmäßigen Ebene mit mir gemacht hat und können eine Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen vielleicht auf persönliche Weise auch dem Betrachter ermöglichen.

Was ist für dich gute Kunst?

Gute Kunst braucht Tiefe und Offenheit für unterschiedliche Betrachtungsweisen. Sie muss es dem Betrachter ermöglichen, sich auf ganz eigenständige Weise mit einem Bild auseinanderzusetzen. Gute Kunst gibt dem Betrachter die Freiheit, Neues zu entdecken, selbst innere Zusammenhänge zu finden, sich mit dem zu beschäftigen, was für ihn wichtig und relevant ist und sich die Freiheit zu nehmen, eigenständige Standpunkte zu entwickeln.

Wann fühlst du dich mit deiner Kunst verstanden?

Wenn der Betrachter Lust hat, sich mit meinem Werk zu beschäftigen und sich darauf einzulassen. Es geht mir nicht darum, dass der Betrachter meine Auseinandersetzung mit einem Thema versteht, sondern darum, ihm einen Impuls zu geben, der ihm eine neue Erkenntnis verschafft oder ihn einfach mal innehalten lässt. Denn ich glaube, nicht nur ich war zu Beginn meiner künstlerischen Tätigkeit zu schnell unterwegs. Unsere ganze Gesellschaft ist gerade zu schnell unterwegs und die derzeitige Krise zeigt uns ganz deutlich, dass wir in vielen Punkten ein Innehalten und ein Umdenken benötigen. Die größte Wertschätzung einer Betrachterin für meine Arbeit „LebensLinien“ war daher für mich, dass sie mir sagte, sie würde am liebsten das Bild alleine in einen Raum hängen, ein Meditationskissen davorlegen und einfach nur da sein in der Betrachtung.

Woher nimmst du deine Inspirationen?

Die Dinge kommen auf mich zu. Ich laufe mit offenen Antennen durch die Welt und spüre intuitiv, womit ich mich auseinandersetzen möchte. Aus diesem Grund folgt meine Kunst auch keinem Muster. Weder bei der Fotografie noch bei der Malerei steht eine spezielle Technik im Vordergrund. Ich erspüre, was ich ausdrücken möchte und daraus ergibt sich dann die Technik. Manches geht besser über die Fotografie, anderes über die Malerei, manchmal kommen beide auch in einer Arbeit zusammen.

Wie würdest du deine Kunstrichtung bezeichnen?

Die Zuordnung zu einer konkret bezeichneten Kunstrichtung finde ich schwierig. Mein Ansinnen ist es, durch Abstraktion Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Ich möchte etwas anderes, als nur die Wiederholung von schon da Gewesenem. Ich suche meinen eigenen Weg sowohl in der Malerei als auch in der Fotografie. Für mich ist es nicht wichtig, dass es für meine Arbeiten die Festlegung einer konkreten Kunstrichtung gibt.

Marianne von Werefkin hat schon damals formuliert: “Die Kunst der Zukunft ist die emotionale Kunst.“Vielleicht braucht auch unsere heutige Zeit mehr Emotionalität, Transzendenz und Ästhetik in der Kunst.